Grazoutside

„Jede Auslandsgrazerin und jeder Auslandsgrazer ist ein wichtiger Botschafter für unsere Stadt“

Was kann eine Stadt wie Graz für ihre Bürgerinnen im Ausland tun  und warum sind diese für den Bürgermeister ein Thema? Wir haben den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl dazu befragt.

grazoutside.net: Lieber Herr Bürgermeister, warum sind AuslandsgrazerInnen für Sie ein Thema?

Siegfried Nagl: Ich möchte ein Bürgermeister für alle Grazerinnen und Grazer sein, egal wo sie gerade leben oder arbeiten. Zudem ist jede Auslandsgrazerin und jeder Auslandsgrazer ein wichtiger Botschafter und Multiplikator für unsere Stadt. Und ich freue mich natürlich, wenn die Stadt Graz einen positiven und bleibenden Eindruck hinterlässt …

grazoutside.net: Haben Sie selbst jemals längere Zeit im Ausland verbracht? Wenn ja, wie war das für Sie? Wenn nein, was hat Sie davon abgehalten?

Siegfried Nagl: Nein, leider konnte ich auch während des Studiums kein Semester im Ausland verbringen. 1988 schloss ich mein BWL Studium ab und mit 25 Jahren übernahm ich den elterlichen Betrieb, die Firma Klammerth in der Grazer Herrengasse. Meine Töchter konnten das während ihres Studiums zum Glück nachholen. Ich habe vier Kinder … ich habe mich der Stadt Graz immer sehr verbunden gefühlt und daher mich auch bewusst für meine politische Laufbahn entschieden. Aber durch meine vielen Reisen durfte ich schon einiges sehen und erleben und konnte mir im Ausland schon die eine oder andere Anregung für mein Wirken in Graz holen. Zudem freut es mich oft und immer öfter internationale Gäste in Graz begrüßen zu dürfen!

Bürgermeister Siegfried Nagl erhofft sich regen Austausch und Feedback der AuslandsgrazerInnen

Bürgermeister Siegfried Nagl erhofft sich regen Austausch und Feedback der AuslandsgrazerInnen

grazoutside.net: Was können Sie und die Stadt Graz von GrazerInnen im Ausland lernen?

Siegfried Nagl: Wie die Stadt Graz im Ausland wahrgenommen wird. Da erwarte ich mir von grazoutside viel Feedback und hoffe auf zahlreiche Rückmeldungen. Ich sage auch meinen Gästen im Rathaus immer wieder: „Wenn ihnen etwas in Graz nicht gefällt, dann sagen sie es bitte mir. Wenn ihnen Graz gefallen hat, dann erzählen Sie das bitte möglichst vielen Menschen bei sich zu Hause!“

grazoutside.net: In der grazoutside.net-Community sind einige interessante GrazerInnen vertreten, die ins Ausland gegangen sind – viele von Ihnen auch aus beruflichen Gründen oder für ihre Ausbildung. Ist Graz vom so genannten „Brain Drain” betroffen? Und wenn ja, was tut die Stadt Graz dagegen?

Siegfried Nagl: Nein, Graz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs und mit seinen 4 Universitäten, 2 Fachhochschulen und den beiden pädagogischen Hochschulen und rund 52.000 Studenten ist Graz die zweitgrößte Universitätsstadt nach Wien. Graz ist eine typische Studentenstadt mit unzähligen Cafes, Pubs und Abendlokalen. Und wir erfahren aktuell massiven Zuzug von rund 4000 Menschen pro Jahr. Im Gegenteil wir haben mit dem Club International erst vor kurzem eine Einrichtung geschaffen, die als Servicestelle für qualifizierte Schlüsselkräfte dient, die nach Graz ziehen!

grazoutside.net: Was kann eine Stadt wie Graz für ihre BürgerInnen im Ausland tun?

Siegfried Nagl: Zuerst einmal schaffen wir eine Plattform für alle Auslandsgrazer um sich auszutauschen … Wir versuchen natürlich ein gutes Vorbild für andere Städte zu sein und da haben wir schon sehr viel erreicht. Z.B. Graz ist die erste Menschenrechtsstadt in Europa. Wir haben 2013 eine Umfrage zum Thema Lebensqualität gemacht und die Grazer und Grazerinnen nach ihrer Zufriedenheit gefragt und 9 von 10 der Befragten leben gerne in Graz ein wichtiges Thema ist für mich auch die direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung

grazoutside.net: Haben Sie Familie oder Bekannte, die ins Ausland gegangen sind? Wie halten Sie den Kontakt zu ihnen aufrecht?

Siegfried Nagl: Wir sind eine große Familie und hier gibt es immer wieder den einen oder anderen, den sein Weg ins Ausland führt. Ich nütze natürlich auch Kommunikationsmittel wie Internettelefonie oder Videochats um Kontakt zu halten.

grazoutside.net: Im Zuge unserer grazoutside.net-Umfrage stellen wir den AuslandsgrazerInnen unterschiedliche Fragen. Darunter auch jene nach dem Heimatbegriff der AuslandsgrazerInnen. Was bedeutet Heimat für Sie?

Siegfried Nagl: Heimat ist für mich die Fähigkeit sich wohl zu fühlen, dort wo man ist. Ich fühle mich hier in Graz sehr wohl … Nach Herbert Grönemeyer: Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.

grazoutside.net: Was vermissen Sie am meisten an Graz, wenn Sie im Ausland sind?

Siegfried Nagl: Wenn ich dienstlich unterwegs bin, dann vermisse ich natürlich meine Familie und meine Kinder und Enkelkinder.

grazoutside.net: Und wo ist Ihr persönliches Lieblingsplatzerl in Graz?

Siegfried Nagl: Die historische Altstadt bietet so viele schöne Plätze, die zum Verweilen einladen aber sehr gerne genieße ich den Ausblick vom Schlossberg auf die Dachlandschaft der Altstadt.

grazoutside.net: Zum Abschluss möchten wir noch von Ihnen wissen: Was erhoffen Sie sich vom Projekt grazoutside.net? 

Siegfried Nagl: Ich wünsche mir eine rege Teilnahme und viele Rückmeldungen sowie aktiven Austausch.

grazoutside.net: Vielen Dank fürs Interview!