Grazoutside

In dir bin ich geboren und du lebst in mir

Sonja Michailidis wurde 1958 „genau neben dem Paulustor“ in Graz geboren und lebt seit fast 30 Jahren in Thessaloniki, Griechenland als Volksschullehrerin und Autorin. Was „Heimat“ für sie bedeutet schildert sie im folgenden Text.

Die Bedeutung der „Heimat“ erfährt man erst, wenn einer nicht mehr in der bisher gekannten Heimat ist: ein wahrer Allgemeinplatz so wie der Hauptplatz, der Jakominiplatz, Dietrichsteinplatz, Schillerplatz, Südtirolerplatz, Geidorfplatz und Glockenspielplatz, sämtliche Kinderspielplätze mit eingeschlossen.

Sonja Michailidis am längsten Tag des Jahres auf dem höchsten Berg Griechenlands, dem Olymp.

Sonja Michailidis am längsten Tag des Jahres auf dem höchsten Berg Griechenlands, dem Olymp.

In dir bin ich geboren und du lebst in mir; obwohl Graz zu meiner chronologischen Vergangenheit gehört, ist es mir so gegenwärtig wie mein Schutzengel.

Mit zwei Schulfreundinnen in Graz habe ich fast täglich Kontakt und diese Sicherungsleine lasse ich nicht abreißen.

Sonja Michailidis (2.v.r.) mit Schuldfreundinnen am 35jährigen Klassentreffen.

Sonja Michailidis (2.v.r.) mit Schuldfreundinnen am 35jährigen Klassentreffen.

Ich war schon immer abenteuerlustig und so ist es auch gekommen, dass ich einen Griechen geheiratet habe und fast mein halbes Leben in Thessaloniki verbringe, und das immer mit Kindern um mich – durch meine Arbeit als Lehrerin und durch meine Familie: Gibt es etwas Schöneres als jeden Tag bei Sonnenschein und in Meeresnähe Kinder um dich zu haben, die alles mit dir teilen wollen?!

Mit Mann und "Osterziege" in Thessaloniki, Griechenland

Mit Mann und „Osterziege“ in Thessaloniki, Griechenland

In Graz liebe ich die Überschaubarkeit der Stadt. Die einfache und kurze Erreichbarkeit aller Ämter und Büros, jeder Adresse, die wunderschöne Altstadt und das natürliche Angebot zur Gestaltung der Freizeit;  die Märkte, die Radwege, die Spaziergänge, die Parks, die Freibäder, die Friedhöfe, die Berge rundherum und die Hügel mittendrin, aber auch die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und die Offenheit der Grazer/innen und ihre Sprache.

Sonja (links oben) portraitiert von einer 6jährigen Schülerin

Sonja (links oben) portraitiert von einer 6jährigen Schülerin

Was mich in Graz absolut stört, ist das bewölkte, unbeständige Wetter. Da nun keiner etwas dagegen machen kann, komme ich auch nicht so oft dorthin. Einmal dort, ist es so, als wäre ich nie weg gewesen! Dieses Verwurzeltsein brachte mich zum Schreiben und half mir, mich in meiner neuen Situation zurechtzufinden und zu festigen.  Zum einen heißt es, du hast jetzt zwei Heimaten, ein anderes Mal aber, dass du zwischen zwei Stühlen sitzt. Und ehrlich gesagt: beides stimmt! Zwei in einem und ich komme gut damit zurecht.

Text: Sonja Michailidis

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