Grazoutside

„Home is, where your story begins…“

Sommerzeit – Reisezeit. Kathrin Ploder-Augurusa arbeitet seit über sieben Jahren von Mailand aus dafür, dass die ItalienerInnen weiter fleißig Österreich besuchen und bereist auch selber gerne andere Länder. Was Heimat für sie bedeutet und welche italienischen Gebräuche sie gerne in Graz einführen würde, erzählt sie im Interview.

Kathrin Ploder vor dem Mailänder Dom

Kathrin Ploder-Augurusa vor dem Mailänder Dom

grazoutside.net: Hallo Kathrin, was hat dich nach Mailand verschlagen?

Kathrin Ploder-Augurusa: Meine Arbeit. Ich habe an der FH in Wien Tourismus-Management studiert und wollte danach unbedingt Erfahrung im Ausland sammeln, also habe ich mich bei der Österreich Werbung beworben. Meine erste Bewerbung für Berlin wurde abgelehnt, daher wurde es dann Mailand. Ich konnte bereits Italienisch und war eigentlich ganz froh, dass es Italien geworden ist.

grazoutside.net: Wie war es für dich nach Italien zu gehen? Gab es Dinge, an die du dich erst gewöhnen musstest?

Kathrin Ploder-Augurusa: Für mich ist mit meinem Umzug ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen, ich habe es wie ein Abenteuer erlebt. Aus diesem Grund habe ich die Dinge auch so genommen, wie sie waren. Dass die Miete zum Beispiel sehr teuer war und die erste Wohnung nicht besonders schön. Dafür habe ich mich sehr bald gut mit meiner damaligen WG-Mitbewohnerin angefreundet und das italienische Lebensgefühl ausgekostet.

Die Gepflogenheiten habe ich recht rasch angenommen, zum Beispiel, dass der Kaffee im Stehen an der Bar getrunken wird, und dass man Cappuccino nur zum Frühstück trinkt.

Auf Dienstreise in Rom: "Die angenehme Seite meiner Arbeit"

Auf Dienstreise in Rom: „Die angenehme Seite meiner Arbeit“

grazoutside.net: Was – neben Familie und Freunden – vermisst du am meisten an Graz?

Kathrin Ploder-Augurusa: Die Möglichkeit, schnell im Grünen zu sein und nach der Arbeit einfach mal einen Spaziergang im Wald zu machen. Außerdem fehlt mir die hügelige Landschaft – rund um Mailand ist alles flach. Im Winter vermisse ich die Vorweihnachtszeit mit den Glühweinständen und dem Flair ganz besonders, und im Sommer Schwimmbäder. Es ist kaum zu glauben, wie schwierig es ist, ein gepflegtes Schwimmbad mit einem Stück Wiese zum Hinlegen in Mailand zu finden! Dafür fahren die Leute dann meistens ans Meer. Hin und wieder sehne ich mich auch nach dem deutsch/österreichischen Fernsehen.

grazoutside.net: Wenn man Mailand und Graz vergleicht, wovon sollten sich Graz und die GrazerInnen eine Scheibe abschneiden?

Kathrin Ploder-Augurusa: Eindeutig vom Konzept des „Aperitivo“, das in sämtlichen Bars in Mailand angeboten wird: Ab circa 18 Uhr bezahlt man einen Drink und kann sich dafür vom Buffet bedienen, solange der Vorrat reicht, meistens bis 22 Uhr. Da sitzt man dann gemütlich im Straßencafé, trinkt einen Aperol Spritzer und isst Pizzastücke, Pasta, Bruschetta und so weiter. Den Aperitivo gibt es das ganze Jahr hindurch, besonders schön ist es natürlich im Sommer, wenn die Straßen dadurch belebt werden.

Außerdem sind die Leute grundsätzlich alle modischer unterwegs als in Graz. Sich gut zu kleiden und darauf zu achten, was man zu verschiedenen Tageszeiten trägt, ist den Mailändern sehr wichtig.

grazoutside.net: Was wissen die ItalienerInnen über deine Heimatstadt?

Kathrin Ploder-Augurusa: Den meisten Männern ist spontan „Sturm Graz“ ein Begriff 🙂 – ansonsten kursieren viele Gerüchte über das Wetter, das Essen und die Mentalität. Viele Italiener, die noch nie in Österreich waren, haben leider eine falsche Vorstellung von Österreich und Graz. Viele denken, dass Graz in den Bergen liegt, die Sommer kühl sind, das Essen aus „Würstel und Crauti“ besteht und dass wir Österreicher alle sehr korrekt sind. Das kann auf Dauer etwas anstrengend sein. Andere, die schon einmal in Österreich waren, mögen das gepflegte Erscheinungsbild unserer Städte, die Natur und die Traditionen, speziell um die Weihnachtszeit.

grazoutside.net: Was bedeutet „Heimat“ für dich?

Kathrin Ploder-Augurusa: Ich habe kürzlich dieses Zitat gelesen: „Home is, where your story begins…“ Ich finde, das trifft es gut. Heimat ist für mich der Ort, an dem ich einfach dazugehöre, wo alles vertraut ist, ein bisschen eine „heile Welt“. Heimweh habe ich auch manchmal.

grazoutside.net: Und was ist dein persönlicher Lieblingsort in Graz?

Kathrin Ploder-Augurusa: Die Grünanlage rund um das Schloss Lustbühel in Waltendorf, wo ich in meiner Jugend ein Pferd hatte, und wo ich heute noch gerne zum Spazieren in den Wald gehe. Im Sommer das Ragnitzbad und die Kastner & Öhler Dachterrasse nach dem Shopping.

Kathrin Ploder in der Südsteiermark

Kathrin Ploder-Augurusa in der Südsteiermark

Als Marketingmanagerin bei Österreich Werbung kennt sich Kathrin Ploder-Augurusa bestens mit den Vorzügen ihres Herkunftslandes aus. Das sind ihre Empfehlungen für Menschen, die Graz touristisch erkunden möchten:

1. Die Grazer Innenstadt mit ihren kleinen Gässchen, zum Beispiel die Sporgasse.

2. Eine Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Schlossberg und ein Kaffee im Café Starcke.

3. Shopping bei Kastner & Öhler und danach der Blick über die Dächer von der Dachterrasse.

4. Ein Besuch am Kaiser-Josef Markt, um steirische Schmankerl einzukaufen.

5. Die Grazer Umgebung, zum Beispiel entlang der Weinstraße, am besten in Kombination mit einem Besuch bei einem Buschenschank.

 

 

 

 

 

 

Kathrin Ploder-Augurusa wurde 1981 in Graz geboren, besuchte das Gymnasium G.I.B.S. (Graz International Bilingual School) und absolvierte danach ihr Studium an der FH Modul für Tourismus-Management in Wien. Neben ihrer Leidenschaft für Reisen in andere Städte und ferne Länder – „Ich lebe irgendwie immer ein bisschen aus dem Koffer!“ – ist sie reitsportbegeistert, schätzt gutes Essen und die Natur. Auch der Kontakt zu ihrer Heimatstadt ist ihr wichtig: „Obwohl ich seit sieben Jahren in Mailand lebe, sind keine drei Monate vergangen, wo ich nicht einmal kurz in Graz war!“